
Wie wertvoll bin ich in Zahlen? Ein Kommentar über Bewertung und Vergleiche
Es beginnt früh: SSL, CTG, Geburtsgewicht. Du wirst von Anfang an BEWERTET und mit der Normtabelle verglichen. Passt du nicht ins Raster, ist irgendetwas falsch mit dir. Woher kommt diese zwanghafte Fixierung auf Zahlen? Dieser Drang alles in Formeln zu pressen?
- 80ml < 90 ml, und jede Stunde stillen ist unnormal laut der medizinischen Autorität. Also machen Mama und Kind etwas falsch – oder SIND falsch?
- Und ob ein Kind später erfolgreich und glücklich sein wird? Das sagt ein Zeugnis am Ende des Schuljahres voraus?
- Und ob der erwachsene Mensch glücklich und erfolgreich ist, das bescheinigt der Kontostand? Das Ranking? Die Followerzahl?
- Und ob du die perfekte Supermom bist, zeigt der Vergleich mit den selbstgebastelten Schultüten der anderen?
Unser Selbstwert wird plötzlich abhängig von ZAHLEN und VERGLEICHEN. Aber ernsthaft? Selbstwert ist ein GEFÜHL. So ziemlich das Gegenteil von FORMELN.
Wie kommt es dazu?
Meiner Meinung nach spielen zwei wesentliche Gründe hier eine Rolle:
1. ENTWICKLUNGSTRAUMA/ sehr frühe Bindungsverletzungen:
Was uns an Ur-Liebe und Urvertrauen im Innersten fehlt, das suchen wir als Bewältigungsstrategie später im Außen. Wir rutschen dann aus dem stabilen Kontakt mit uns selbst: Urangst und Dauerspannung zwingen uns, uns permanent im Außen zu orientieren.
2. Die TRAUMATISIERTE GESELLSCHAFT fördert den Mangel an Selbstwert:
Wenn Abermillionen sich nur dann wertvoll fühlen, wenn sie XY auf die Waage bringen, im Onlinegame oder auf Social Media erreichen, klingeln die Kassen der Konzernchefs. (Ich wiederhole gerne: Psychotrauma und Raubtierkapitalismus sind ein echtes Dreamteam. ♥)
Liebe kranke Gesellschaft,
dein Mathefetisch, das ständige Vergleichen ist eine Bewältigungsstrategie. Sie ist die verzweifelte Suche nach Sicherheit. Aber was ist Sicherheit? Für mich ist es: ein Gefühl. Ein Gefühl von Ruhe und Geborgenheit, des Angekommenseins. Es ist der stabile Kontakt zu mir selbst. Und den finde ich nicht über Zahlen, Normtabellen, Vergleiche und den ständigen Blick ins Außen.
Den finde ich über Liebe und Urvertrauen.
Und ebendieses gibt’s übrigens entweder gratis von Anfang an bei Mama und Papa…
… oder mit hohen Kosten (Schmerz) später in Therapie.
Schluss mit Außenorientierung
Lasst uns der kranken Gesellschaft den Rücken kehren und zurück zum Gefühl von Selbstwert und Sicherheit zurückfinden: Steigen wir aus dem Druck aus. Wenn all diese Schlafregeln, Trinktabellen und Erziehungsvorschriften stimmen würden, wären wir bereits in der Steinzeit ausgestorben.
Stattdessen darfst du dir und deinem Kind vertrauen. An euch ist alles richtig. Tabellen und Vergleiche hin oder her.
Wärmste Grüße
Anne
Selbstbewusstsein für Mütter, Selbstfürsorge, Selbstliebe, Selbstreflexion, Selbstwert, Selbstwertgefühl